18.6.03

(3)

"Ihr dämlichen Menschen habt doch überhaupt keine Ahnung!" Moghora legte die magische Kristallkugel, mit deren Hilfe sie die Geschwister die ganze Zeit beobachtet hatte, zurück auf das seidene Kissen. "Das Fohlen ... ein Pferd des Teufels!" Die Zauberin lachte verächtlich. Was wussten die beiden schon?
Das wertvolle Tier durfte auf gar keinen Fall im Besitz der Sterblichen bleiben! Sie hielt einen Augenblick nachdenklich inne, dann eilte sie durch das spärlich beleuchtete Turmzimmer zu einer großen Truhe und zog einen kleinen Lederbeutel heraus. Sie wollte gerade einen Blick hineinwerfen, als sich die Tür hinter ihr öffnete.
"Du hast mich rufen lassen?"
Moghora fuhr herum. "Lybios! Warum hat das so lange gedauert?", fauchte sie ihn an. Doch dann ließ sie ihre Augen genussvoll über seinen muskulösen Körper wandern. "Du weißt doch, dass ich nicht gern warte."
Lybios lächelte. „Hast du einen neuen Auftrag für mich?“
"Ja, das habe ich." Moghora sah ihn ernst an. „Es ist soweit! Du musst dich auf den Weg machen.“
Lybios, dessen Blick langsam über ihre Hüften geglitten war, sah erstaunt auf. „Das Fohlen?“
Die Zauberin nickte und hielt ihm den Lederbeutel hin. „Ja! Wir dürfen keine Zeit verlieren. Alles, was du brauchst, findest du in diesem Säckchen. Hüte diese Steine gut! Sie werden dich und das Pferd sicher nach Séoria geleiten.“
Lybios befestigte das wertvolle Bündel an seinem Gürtel und nickte. „Sobald ich den Kleinen habe, werde ich ihn zur Insel bringen.“
„Du musst äußerst vorsichtig sein! Wir sind nicht die einzigen, die von seiner Existenz wissen.“
„Ich werde das Amulett benutzen und mit dir in Kontakt bleiben.“
„Gut!“ Sie war einen Schritt näher gekommen und fuhr mit ihren langen, silbrigen Fingernägeln sanft durch sein schwarzes Haar. Moghora seufzte. „Schade, dass wir nicht noch einen Moment haben.“
Lybios lächelte. „Sobald das Fohlen in unserem Besitz ist, haben wir alle Zeit der Welt.“

© Sabine Abel